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Bericht über die Begegnungstage zwischen Schüler*innen aus Hirsingue und Rheinfelden

Schüler*innen aus Deutschland und Frankreich auf den Rathaustreppen in Rheinfelden (Foto: Barbara Wodarz)

Für die deutschen Schülerinnen und Schüler der Klassen 8b und 8c des Georg-Büchner-Gymnasiums Rheinfelden kündigte der Herbst 2022 etwas Besonderes an:

in diesem Schuljahr würden sie – zunächst im Rahmen des Französischunterrichts, danach durch persönliche Begegnungen – ihre Kenntnisse der französischen Sprache und Kultur durch den Kontakt zu französischen Jugendlichen ihres Alters anwenden und ausbauen können.

Alles begann damit, dass die deutschen Schülerinnen und Schüler ihre elsässischen Partnerinnen und Partner des Collège Jean-Paul de Dadelsen, Hirsingue, durch den Austausch mehrerer Briefe kennenlernten. Einige vertieften den Kontakt zu ihren corres, indem sie sich gegenseitig Nachrichten über soziale Kommunikationsmedien wie Whatsapp oder Instagram schickten, auf deutsch, französisch oder englisch – oder gemischt. Dabei erlebten sie, dass sie sich durchaus gut mit den französischen Jugendlichen verständigen konnten, was manch deutschem Schüler und manch deutscher Schülerin neuen Elan für den Französischunterricht gab.

Neuen Schwung und viele positive Erlebnisse ermöglichten jedoch vor allem die beiden Begegnungstage in Rheinfelden und Hirsingue.

Zunächst besuchten die elsässischen Schülerinnen und Schüler in Begleitung von zwei Deutsch- und zwei Englischlehrerinnen ihre deutschen corres in Rheinfelden. An einem frühsommerlichen Donnerstag, 25. Mai stiegen die Elsässerinnen und Elsässer am Morgen noch etwas schüchtern und aufgeregt aus dem Reisebus. Nach Kennenlernspielen wie „Finde jemanden, der … / Trouve quelqu‘un qui …“ und ersten Gesprächen mit ihren Austauschpartnern legte sich die anfängliche Schüchternheit. Gemeinsam lösten Deutsche und Franzosen kreative Aufgaben: sie schrieben zweisprachige Gedichte oder Theaterstücke oder erfanden weitere Strophen zu Namikas bekanntem „Je ne parle pas français“. Dabei wurde mehrsprachig diskutiert und gelacht. Die französischen Gäste hatten die Gelegenheit, den für sie ungewohnten deutschen Unterricht kennenzulernen, die deutschen corres zeigten ihren französischen Freunden das Georg-Büchner-Gymnasium sowie ihre Lieblingsplätze. Danach brachen alle gemeinsam in Rheinfeldens Innenstadt auf, um in deutsch-französischen Kleingruppen mit einer Rallye Rheinfelden zu erkunden. Start und Ziel war der Rathausplatz. Viele Gruppen suchten sich zuerst einen schönen Ort für das Mittagessenspicknick, zum Beispiel am Rhein auf dem „Inseli“ oder auf dem Oberrheinplatz. Teil der Rallye war es außerdem, eine Fotochallenge zu erfüllen: die Kleingruppen mussten etwas Besonderes fotografieren oder zeichnen, das sie bei ihrem Gang durch Rheinfelden entdeckten. Nach Abschluss der Rallye trafen sich alle wieder vor dem Rathaus, manche mit einem Eis in der Hand, passend zum sommerlich heißen Wetter, und erzählten sich ihre Erlebnisse. Bevor alle gemeinsam zum Georg-Büchner-Gymnasium zurückliefen, war noch Zeit für ein Erinnerungsfoto auf den Rathaustreppen. In der Schule angekommen hieß es schon bald Abschied nehmen. Müde, aber glücklich sagten sich die deutschen und französischen corres „au revoir“, oft mit dem Versprechen, über die Pfingstferien miteinander in Kontakt zu bleiben. Das hat in einigen Fällen sehr gut geklappt und die aufkeimenden Freundschaften verstärkt.

Am Montag nach den Pfingstferien, dem 12. Juni durften dann die deutschen Schülerinnen und Schüler ins Elsass fahren, um ihre französischen Freundinnen und Freunde zu besuchen. Für einige wenige war die Fahrt besonders aufregend, denn fünf französische corres konnten beim ersten Begegnungstag nicht dabei sein. Voller Vorfreude stiegen die Deutschen in den Bus und waren überrascht, dass sie schon nach einer guten Stunde Fahrt in Hirsingue ankamen. Dort warteten ihre französischen corres mit den vier Lehrerinnen schon. Die Begrüßung fiel oft sehr herzlich aus, so, als wäre man schon jahrelang befreundet. Auch diejenigen, die ihre corres zum ersten Mal persönlich trafen, kamen recht schnell miteinander ins Gespräch. Was die meisten deutschen Schülerinnen und Schüler jedoch befremdlich, teilweise erschreckend fanden, war die Tatsache, dass das collège komplett umzäunt ist und man nur hineinkommt, wenn ein Lehrer oder ein surveillant eine der Türen aufschließt. Nicht selten fiel der Ausspruch „Das ist ja wie in einem Gefängnis!“. Dass dem nicht so ist, konnten die Deutschen gleich erkennen: moderne, mehrfarbige Schulgebäude empfingen sie, und in der Salle polyvalente wartete schon ein Begrüßungsbuffet mit Getränken, Kouglouff und kleinen Snacks auf sie. Monsieur Rault, der Schulleiter, begrüßte die deutschen Gäste sogar auf deutsch – das beeindruckte die Rheinfelder Gäste sehr. Frisch gestärkt waren Franzosen und Deutsche bereit für den gemeinsamen Tag. In Kleingruppen entdeckten sie die Kleinstadt Hirsingue bei einer Stadtrallye, lernten bei einer Führung und mit Hilfe einer Zuordnungsaufgabe (Foto und Name des Raums) die wichtigsten Räume des collège kennen und testeten spielerisch ihre Sprachkenntnisse in drei Sprachen (deutsch, englisch, französisch). Die Rheinfelder Schülerinnen und Schüler staunten über die tollen Räume, in denen man sich außerhalb des Unterrichts aufhalten kann (z.B. CDI, salle de permanence, Gemüsegarten und Bienenwiese mit Bienenstöcken, Mensa). Gemeinsam mit ihren französischen Partnerinnen und Partnern stellten sie fest, dass Stadt – Land – Fluss zwar alle kennen, es aber deutlich schwieriger ist, wenn man es dreisprachig spielt. Alle konnten in allen drei Sprachen wertvolle neue Wörter lernen – und gemeinsam darüber lachen, wenn sie bei einem Buchstaben nicht so viele Punkte holen konnten wie sonst. Mittags machten sich alle gemeinsam auf den Weg zum Picknickplatz am „Banholz“, dem nahegelegenen Wald. Auf der großen Fläche fanden alle einen Platz zum Picknicken, zum Miteinander-Reden, zum Fußballspielen oder zum Anschauen der Bilder, die bei den beiden Begegnungstagen gemacht wurden. Auf eine deutsche Schülerin, die genau an dem Tag Geburtstag hatte, wartete am Ende des Picknicks eine besondere Überraschung: Die französischen Schülerinnen und Schüler hatten fleißig gebacken und Crèpes, Kuchen, Kekse und sogar einen speziellen Geburtstagskuchen mit passender Dekoration mitgebracht. Nach einem mehrsprachigen Geburtstagsständchen griffen alle gerne zu, aber es war so viel Gebäck, dass noch genug für den nächsten Tag übrigblieb.

Am frühen Nachmittag wechselten die Aufgaben für die Kleingruppen: diejenigen, die Hirsingue noch nicht erkundet hatten, machten sich mit der Stadtrallye in der Hand auf den Weg; die anderen wurden durch das collège geführt und testeten spielerisch ihre Sprachkenntnisse. Als sich kurz vor 15 Uhr alle wieder im collège trafen, konnte man in müde, aber zufriedene Gesichter blicken und beobachten, wie viele deutsch-französische Freundschaften entstanden waren. Nach einer fröhlichen, herzlichen Verabschiedung machten sich die Rheinfelder wieder auf den Weg nach Hause. Im Gepäck hatten sie viele schöne Erlebnisse, viele Fotos und meist den Wunsch, mit ihren französischen corres auch weiterhin in Verbindung zu bleiben. Bei manchen Schülerinnen und Schülern klappt das so gut, dass sie sich regelmäßig schreiben, miteinander telefonieren oder sich sogar im Sommer zu einem Treffen in Basel verabredet haben.

Die Begegnung zwischen den gleichaltrigen Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich hat also erfreulicherweise dazu geführt, dass Deutsche und Franzosen gemerkt haben, wie leicht man sich trotz unterschiedlicher Muttersprachen und Kulturen verständigen kann und wie wertvoll es ist, andere Sprachen, insbesondere französisch zu sprechen. Darüber hinaus haben sie gemeinsam viel erlebt, und es sind sogar Freundschaften entstanden, die über die Begegnungstage hinaus bestehen bleiben. Rückblickend kann man nur sagen: Vive l‘amitié franco-allemande!

Ein Bericht von Barbara Wodarz

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